unknown time left

 

2019

Video, 10 min.

 

In dem Kurzfilm „unknown time left“ folgt Lisa Peters in der Wohnung einer demenzkranken Frau den Spuren der Zeit. Durch die Krankheit kann die Bewohnerin ihre Erinnerungen nicht mehr abrufen; In langsamen Kamerafahrten werden Sofa, Tapete und Teppich zu Zeitzeugen und im gleichen Moment zu kompositorischen Ereignissen. Im beruhigten Detailblick offenbaren die Gegenstände ihre ästhetische Sprache und werden zu Landschaften aus Mustern und Formen.

„unknown time left“ entwickelt eine eigene Temporalität und widmet sich der aufmerksamen Untersuchung eines Lebensraums. Die Bewohnerin bleibt hierbei nur zu erahnen und tritt nicht in Erscheinung, wodurch die Wohnung und die sich darin befindenden Gegenstände das erzählerische Zentrum ausmachen. Die Kamera verweilt auf der hochgebogenen Teppichkante, den Kratzern des Tisches und den Flusen unter dem Sofa; Die feinen, leicht vergilbten Gardinen erzeugen im Spiel von Licht und Schatten eine sensible Atmosphäre und werden in ihrer Leichtigkeit sogleich zeitliche Bedeutungsträger. Das konstante Ticken der Uhren verbindet die Räume untereinander und vergegenwärtigt das Vergehen von Zeit. Die schleudernde Waschmaschine und das Herunterfahren des Pflegebettes ergänzen die Geräuschkulisse zu einem verdichteten Bild. Detail- und Raumaufnahmen wechseln sich ab, alles scheint seltsam bekannt zu sein, auch wenn es nicht die eigene Wohnung ist. Die Menschenleere wird durch die Gedankenwelt des Betrachtenden gefühlt und dadurch gefüllt. Die An- und Abwesenheit von Körpern und die Entschleunigung des Blicks kennzeichnen Peters Arbeiten. 

„unknown time left“ entwickelt seine filmische Wirkung durch die erzählerische Kraft der Gegenstände und ihrer eingeschriebenen, zeitlichen Spuren. Sie verdeutlichen die Vergänglichkeit und knüpfen direkt an das menschliche Leben und dessen Endlichkeit an. Peters lässt die Kamera in langen Atemzügen durch die Räume gleiten und verweilen und gibt unserem beschleunigtem Blick eine Ruhe zurück. // Txt: Helene Bosecker